Bottom-up-Bewußtsein
(Eine Anfrage eines Journalisten hat mich zu einer längeren Antwort bewegt).
Lieber Herr Holmer,
ich bin freier Mitarbeiter der [Soundso] Zeitung und bereite derzeit
einen Artikle zum Thema Bitcoins vor. Dabei soll es auch um die Vor- und
Nachteile von Bitcoins gehen. Auf Ihrer Seite wird das Thema ja sehr
positiv geschildert. Allerdings warnen auch verschiedene Stellen wir der
Bundesverband Digitale Wirtschaft vor Bitcoins, da diese
Steuerhinterziehung und Geldwäsche begünstigen würden. Auch eine
US-Behörde hat kürzlich Bitcoins unter das Geldwäschegesetz gestellt
(http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Bundesbehoerde-stellt-Bitcoin-unter-Geldwaeschegesetz-1826290.html).Könnten Sie mir evtl. kurz schildern, wie Sie solche Vorwürfe entkräften
würden?Herzlichen Dank im Voraus und beste Grüße,
[Unterschrift]
Hallo Herr [Soundso],
freut mich, daß Sie auf meine Seite gefunden haben.
Nur kurz zum Punkt, darüber habe ich bereits geschrieben:
Die meisten der möglichen Vorwürfen gegen Bitcoin (Geldwäsche, Drogen,
etc.) sind vorgeschoben und dahinter stecken ganz anderer Gründe - wie
meistens bei der sog. "öffentlichen Diskussion".
Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Drogenkaufen hat nichts mit einer
bestimmten Geldform zu tun, sondern ist Sache der Verbrechensbekämpfung
und einem Staat mit Gesetzen.
Genausogut könnten man Bargeld verbieten, weil das damit auch alles
möglich ist (und in der Tat gibt es solche beunruhigenden Bestrebungen
sogar).
Durch ein wenig Nachdenken kommt man darauf, daß hinter diesem
unlogischen Kurzschluß etwas ganz anderes steckt. Eine
Denkrichtung/Gewohnheit, die sich durch etwas Neues wie Bitcoin bedroht
fühlt und deswegen dagegen argumentieren muß. Genauer gesagt steht dahinter sogar eine Gesinnung, die ohne zu Zögern individuelle Freiheit gegen angebliche "Sicherheit" (staatlich garantierte) eintauscht. Also Einschränkung staatsbürgerlicher Rechte und freiheitlicher Grundordnung zugunsten der Befugnisse des "Staates", auf deutsch: Gegen die
Interessen der Bürger, für die Interessen einer überbordenden Verwaltung
und deren Nutznießer.
"Bundesverband Digitale Wirtschaft" sagt doch schon alles: Das sind
Verwalter des Status-Quo.
D.h. natürlich ausdrücklich nicht, daß ich etwa für die genannten
kriminellen Aktivitäten bin, sondern mir geht es darum, daß hier gezielt
ein bestimmtes Spiel mit der Aufmerksamkeit der Menschen gespielt wird.
Negativ konnotierte Begriffe (z.B. "Hacker-Währung" - was immer das auch
sein soll, das bleibt Geheimnis der Wortschöpfer) werden gezielt mit dem
Wort Bitcoin verknüpft, um oberflächliche Leserschaft sofort darüber zu
"informieren" wie sie zu denken und sich zu verhalten haben.
Soweit zur Entkräftung der "Vorwürfe". Des weiteren braucht Bitcoin sich
nicht zu verteidigen. Es spricht durch Tatsachen und durch sein
Vorhandensein, also gehen wir über zu positiven Formulierungen:
Bitcoin ist ein offenes, transparentes System zum Zahlungsaustausch ohne
Mittelsmänner, mit äußerst geringen bzw. keinen Transaktionskosten.
Tatsächlich ist das gerade für die digitale Wirtschaft mehr als nur
interessant, nicht nur als erste tatsächlich funktionierende Lösung für
das Problem von sog. Micropayments, also Zahlung von Kleinstbeträgen,
z.B. für einzelne Zeitungsartikel oder Musik, etc.
Angeblich "gefährlich" ist es deswegen in den Augen der Etablierten,
weil es ihnen ohne jeden Zweifel massiv "Marktanteile" wegnehmen und
Umbrüche einleiten wird.
Aber das alles sind eigentlich noch vergleichsweise uninteressante
Nebenaspekte. Im größeren Zusammenhang geht es darum, daß unser
aktuelles Geldsystem am Ende ist. Und damit zugleich alle Systeme die
zentral und hierarchisch aufgebaut sind, intransparent operieren und
unhinterfragtes Glauben, Verantwortungsabgabe und Unselbständigkeit des
Einzelnen fördern (z.B. Zahlungsdienstleister, Banken, internationale
Konzerne, Staat und in deren Diensten stehende Medien). Erkennbar wird, daß diese Organisationsformen ideologisch zunehmend wie ein einzelner zusammenhängender Block
operieren und auch gemeinsame Angst- und Abwehrreaktionen zeigen (vgl. Raubzug in Zypern, verordnet durch den eurokratischen Zentralbank-Polit-Komplex, ausgeführt durch die Banken, geduldet durch den Staat, beschönigt, verschleiert und verzerrt durch die Medien - angeblich wurden ja die "bösen Reichen" geschröpft).
Das ganze dahinterstehende Top-Down-Denksystem mit seinem
Kontrollwahn und seiner Abkapselung vor dem freien
Leben hat sich selbst überholt und vollends die Verbindung zur
Wirklichkeit verloren.
Bitcoin macht dagegen Umdenken notwendig, es ist selbstorganisiert und
selbst-organisierend. Statt Kontrolle von oben zu ermöglichen,
ermächtigt es stattdessen die einzelnen Teilnehmer und befreit sie von
überbordenden Top-Down-Verwaltungsapparaten. Die Zukunft ist
Bottom-up-organisiert, d.h. vom aufblühenden Einzelnen gehen positive
Impulse aus in seine direkte Umgebung (Familie, Freunde, Kollegen, Dorf,
Stadt) und von dort baut sich eine Gesellschaft auf. Nicht Top-Down,
nicht mit "staatlichen Programmen", "Reformen", "Pakten",
"Wachstumsbeschleunigunggesetzen", etc. sondern durch freie, unabhängige,
selbständige, erfolgreiche Individuen, die sich selbst organisieren.
Bitcoin ist ein kleiner Künder davon. In Zukunft kommt es auf
Unabhängigkeit an, auf Verständnis der eigenen Position. Leben und
Lebensqualität bedeutet vorrangig Macht über das eigene Leben zu haben,
statt System- und Schuldgeldsklave zu sein.
Darüber darf man öffentlich nicht sprechen, denn das könnte ja jemand
beunruhigen. Noch machen sich die meisten in die Hose, auch nur darüber
nachzudenken. Das wird sich erst ändern, wenn die Menschen das Ausmaß
der Lügen v.a. um den Euro am eigenen Leib spüren und wenn der
einschläfernde Komfort wegfällt.
[...]
Mit freundlichem Grüßen aus Freising
Marco Holmer
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