Idee: Handfestes Geld mit Bitcoin-Deckung
Eine gedankliche Hemmschwelle für Bitcoin ist die Notwendigkeit von Computertechnik und Internetzugang. Zumindest wenn ich mir die Bäcker, Metzger, Schuhmacher, Cafes, Straßenmusikanten, Wochenmarktstände, usw. ansehe. Dort will und kann nicht jeder mit Laptops oder Smartphones hantieren. Wie könnte also Bitcoin mehr sein als eine Zusatzwährung für Internetkäufe/kostenlose Überweisungen? Beim Joggen kam mir eine einfache Idee, wie Bitcoin innerhalb kürzester Zeit als praktische physiche Währung funktionieren kann. Gerade auch als stabile Lokalwährung beim Bäcker um die Ecke. Ein mögliches Konzept während wir auf einen Zusammenbruch des Euro zusteuern?
Zusammenfassung:
- Bitcoin-Geldschein mit gut lesbar aufgedrucktem Wert
- Rubbel-Feld (Siegel) mit Einlöse-Code
- Eine Prüfnummer und die gleiche Nummer in verschlüsselter Form (nur der Herausgeber kann diese Zahl richtig entschlüsseln, also die Frage nach Echtheit des Gelscheins richtig beantworten)
- Überprüfen und Einlösen von Geldscheinen ist auf der Internetseite des Herausgebers möglich und ist einfach zu automatisieren.
Erklärung:
Ein Herausgeber von physischem Bitcoin-Geld könnte folgendermaßen vorgehen: Er druckt Bitcoin-Zertifikate, die ich jetzt weiter Bitcoin-Geldscheine nennen werde, weil das einfacher und vertrauter klingt. Gut sichtbar auf diesen Geldscheinen ist ein Wert aufgedruckt, wie auf jeder heutigen Banknote auch. Jetzt der Clou: In einer voll-gedeckten Währung kann jederzeit eine Banknote gegen den entsprechenden hinterlegten Deckungswert eingetauscht werden, z.B. Gold oder Silber. Also genau das, was heute bei unseren Fiat-Money/Falschgeld-/Spielgeld- Papierwährungen wie Euro, Dollar, Pfund, Yen, etc. nicht mehr möglich ist. Bitcoin-Geldscheine sind immer voll wertgedeckt. Sie zurückzugeben und umzutauschen ist sogar noch viel einfacher als bei früheren gedeckten Banknoten: Keine Bank muß aufgesucht werden, es genügt stattdessen ein Internetzugang. Auf jedem Bitcoin-Geldschein befindet sich ein Rubbelfeld (oder eine ähnlich Form eines Einmal-Siegels, vgl. z.B. die Briefe mit denen EC-Karten-Pins versendet werden). Wer also an die Bitcoins hinter einem Geldschein kommen möchte, sprich das Zertifikat eintauschen will, rubbelt dieses Feld frei und findet dort einen Einlöse-Code. Diesen Code gibt er auf der Internetseite des Herstellers ein, zusammen mit der Bitcoin-Adresse an die der Wert transferiert werden soll (meistens wird das eine eigene Adresse sein). Fertig. Schon ist der Reservewert hinter der Geldwährung zurückgeholt. Die Rubbelkarte ist jetzt natürlich wertlos und kann weggeworfen werden. Man kennt das schon, das erinnert an Prepaidkarten von Mobiltelefonieanbietern - Bitcoin-Geldscheine sind also eigentlich Prepaid-Bitcoin-Karten. Mit der Zeit und mehr Vertrauen zu einem Herausgeber wird es vielleicht etwas lästig, als Händler jeden Abend nach Kassensturz vor dem PC sofort alle erhaltenen Banknoten einzulösen und an eine Bitcoin-Adresse zu transferieren. Es stellt sich bald als praktischer heraus, die Bitcoin-Geldscheine selbst wiederzuverwenden, um z.B. das Mehl einzukaufenoder die Salami vom Metzger nebenan, mit der der unser Bäcker belegte Semmeln herstellt.
Fälschungssicherheit
Der Einwand: Jeder könnte ja recht einfach selbst Karten herstellen, die denen des Bitcoin-Zertifikat-Herstellers zum Verwechseln ähnlich sehen. - Stimmt. Also noch ein simpler Fälschungsschutz: Eine Kontrollnummer/Seriennummer aufdrucken und zusätzlich eine verschlüsselte Form davon. Zur Überprüfung wird dem Herausgeber (auf der Internetseite) die "Frage" gestellt, welche Kontrollnummer zum verschlüsselten Text gehört. Stimmt die dekodierte Zahl mit der aufgedruckten überein, kann der Empfänger des Geldscheins/Bitcoin-Zertifikats sicher sein, daß es von diesem Herausgeber stammt und nicht von einem Fälscher. Denn ein "Fälscher" kann die Vergleichsnummer nicht korrekt verschlüssel weil er die Verschlüsselungsmethode nicht kennt. Er kann damit keine eigenen Bitcoin-Geldscheine herstellen, die dem Echtheits-Test standhalten. Das Validieren läßt sich zusätzlich sehr einfach automatisieren mit einem aufgedrucktem QR-Code (können bereits jetzt sehr viele Mobiltelefone lesen und entschlüsseln). Darin ist die verschlüsselte Kontrollnummer enthalten. Auf der Internetseite des Herausgebers lassen sich diese Codes in eine lesbare Zahl dekodieren. Die lesbare Zahl ist aufgedruckt und kann sofort überprüft werden - ohne aufwendiges Tippen von Codes. Zur vollständig automatischen Validierung kann auch die Kontrollnummer schon in den QR-Code einbeschrieben sein. Es läßt sich recht einfach ein Scanner herstellen, der mit dem Internet verbunden ist und innerhalb von Sekundenbruchteilen die Gültigkeit eines Gelscheins prüfen und mit einem grünen oder roten Licht zurückmelden kann. Das funktioniert besser, einfacher und sicherer als der UV-Licht-Test für Euros.
Bei einer Echtheitsprüfung wird natürlich auch mitüberprüft, daß der Geldschein nicht schon vorher gegen Bitcoins eingetauscht wurde. Damit ist ausgeschaltet daß benutzte Rubbelfelder wieder hergestellt werden (sollte das für einen Fälscher irgendwie möglich sein). Mit diesem einfachen Kontrollverfahren kann ein Fälscher also höchstens bereits vorhandene, noch nicht eingelöste Geldscheine kopieren. Das ist einerseits aufwendig und hat außerdem nur wenig Aussicht auf Erfolg, wenn der Angreifer sich nicht im Besitz der kopierten Geldscheine befindet, insbesondere weil jederzeit der ursprüngliche Geldschein eingelöst werden kann. Sobald das geschehen ist, schlagen alle weiteren Echtheitsprüfungen für die Kontrollnummer des Geldscheins fehl. Was ist aber dann noch der Anreiz für den Fälscher? Er könnte höchstens dort kleine Summen erschummeln, wo Geldscheine beim Bezahlen nicht sofort automatisch validiert werden. Nochmal kurz zur Sicherheit und praktischen Verwendbarkeit von Bitcoin-Geldscheinen: Überprüfen und Einlösen sind beides Aktionen, die nicht unbedingt sofort beim Bezahlvorgang geschehen müssen (am Point of Sale/POS, wie das im Wirtschafts-Neudeutsch heißt). Stattdessen kann das z.B. für unseren Wochenmarktverkäufer auch auf die abendlichen Abrechnung verschoben werden, wenn dafür nötige Ruhe und Internetzugang vorhanden sind.
Marktgeld
Eine weitere Eigenschaft von diesem Marktgeld: Es können beliebig Zertifikat-Herausgeber auftreten. Der mit den günstigsten Umtausch-Konditionen (wahrscheinlich kostenlos, durch Werbung auf der Rückseite finanziert) und der höchsten Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit wird die Nase vorn haben. Niemand ist mehr an eine Zentralbank und deren Machenschaften gebunden. Auch beim Sicherheitskonzept wurde das schon klar: Etwas wie komplizierte Wasserzeichen, etc. also Sicherheit durch Überlegenheit an Technologie/geheimgehaltenen Wissens/Geld/Macht oder sonstigen Ungleichgewichten ist ein überholter Anachronismus! Bitcoin regt dazu an, Geld und seine Funktionen und Eigenschaften ganz neu zu überdenken und dabei zurückzukommen zu einem ursprünglichen, unverfälschten Verständnis von Geld. Ich finde es ungemein spannend, selbst dahinterzukommen, was persönliche Freiheit mit einem freien, sicheren Geld zu tun hat und welche ganz neuen Möglichkeiten das bietet.
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