Wert und Preis von Bitcoins
Bitcoins sind oberflächlich betrachtet an sich absolut nichts wert! Stimmt! Es handelt sich einfach um Zahlen in Computern. Genau wie beim System von Staatsgeld (Euro, Dollar, etc.) werden hier an und für sich wertlose Einheiten als Zahlungsmittel verwendet. Bei Bitcoin gibt es aber klare Unterschiede:
- Das ist von Anfang an vollständig klar - Bitcoins werden nicht als wertvoll dargestellt, sie dienen nur zum Austausch.
- Im Bitcoin-System gibt es eine festgelegte, stetig fallende Inflationsrate bis zum Erreichen einer maximalen Geldmenge.
- Es gibt keine kleine Gruppe von Drahtziehern, die die Gelderzeugung gemäß eigener Interessen kontrolliert und auch noch Zinsen erhebt auf aus Luft erzeugtem "Geld". Tatsächlich wurde das System derart gebaut, um völlig ohne zentrale Einrichtung wie Banken zu funktionieren. Unabhängig von menschlichen Schwächen und Dummheit stellt stattdessen ein frei einsehbarer, gerechter Algorithmus die Integrität des Systems sicher.
Bitcoins sind nur Zahlen - äußerst intelligent arrangierte Zahlen
Bitcoins sind lediglich Zahlen in der sog. Blockkette (blockchain). Diese Kette lädt jeder mit einer Bitcoin-Software automatisch herunter. Das ist vergleichbar mit einer großen gemeinsamen Datenbank, die über alle Bitcoin-Programme verteilt ist und ständig weitergeschrieben wird. Dort werden alle existierenden Bitcoins eingetragen ebenso wie alle Transaktionen zwischen Bitcoinadressen untereinander. Es gibt also eine Datensammlung, in der alle jemals gemachten Bitcoin-Transaktionen verzeichnet sind. Die Adressen sind anonym*.
* Bitcoin ist anonym
Das stimmt nicht ganz, werden jetzt ein paar Spezialisten einwerfen. Und um ganz genau zu sein muß folgendes gesagt werden:
1. Bitcoin verwendet Pseudonyme, nämlich die Bitcoin-Adressen. Darüber kann der Fluß von Bitcoins nachverfolgt werden. Wird ein Pseudonym aufgedeckt, wird sofort klar, welche Transaktionen mit dieser Adresse gesendet und empfangen wurden.
2. Bitcoinadressen lassen sich zwar keinen Personen oder Rechnern zuordnen, es ist aber auch nicht völlig unmöglich. Der Aufwand dafür ist nur sehr groß, wäre jedoch z.B. für staatliche Stellen möglich (Rückverfolgung von IP-Adressen und deren Nutzer via Logdateien bei Internetanbietern). - Erst mit Einsatz weiterer Anonymisierungs-Software wie z.B. des freien TOR-Netzwerks ist Bitcoin dann wirklich 100% anonym.
Wer Bitcoins erhält, speichert diese nicht selbst auf seiner Festplatte, sondern genau genommen nur die privaten Schlüssel zu den Bitcoin-Adressen, die einen öffentlichen Schlüssel codieren. Die Transaktionen werden signiert in der Blockkette abgelegt und dort wird durch das Netzwerk überprüft, daß die "Buchhaltung" stets korrekt ist und keine Bitcoins unerlaubterweise erzeugt werden oder verschwinden.
Nutzen: BTC ist ein Zahlungsmittel
Bitcoin ist eine Möglichkeit, um Zahlungen zu tätigen. Es wurde von Anfang an als ein Austauschmedium konzipiert. Der beste Vergleich ist der mit Muschelgeld. Muschelschalen haben an und für sich praktisch keinen Wert, nur in der richtigen Weise poliert und aufgefädelt wurde daraus brauchbares Muschelgeld als Universaltauschmittel. Ähnlich ist es mit den zuerst wertlosen, zufällig erscheinenden Zahlenreihen von Bitcoin-Adressen. Doch in der richtigen Weise kombiniert (es handelt sich dabei um Paare von öffentlichen und privaten Schlüsseln, vgl. Bitcoin-Sicherheit: Digitale Signatur) zusammen mit der Funktionsweise des selbstheilenden Bitcoin-Netzwerks zur anonymen, verteilten, selbstüberprüfenden Buchhaltung aller Transaktionen wird daraus etwas Sinnvolles, das sich zum sicheren und gerechten Austausch von Zahlungen eignet.
Und dieser Nutzen ist gleichzeitig der eigentliche Wert von Bitcoin als System. Als Halter eines Bitcoins habe ich teil an diesem Wert.
Der Preis von Bitcoins
Der Preis hat erstmal nichts mit diesem Wert zu tun. Preis ist etwas, das sich durch Angebot und Nachfrage reguliert, hat also damit zu tun, wie andere einen Wert einschätzen. Diese Bewertung geschieht im Vergleich mit anderen Waren, welche dafür hergegeben werden - z.B. Socken, Webspace oder Euro. Diese Preisbildung geschieht auf den einschlägigen Bitcoin-Marktplätzen.
Die wirtschaftliche Bedeutung von Bitcoins ist derzeit noch recht klein. Hauptsächlich kleinere Händler und Dienstleister nehmen derzeit Bitcoins an, die Zahl steigt aber ständig. Ein großer Teil von Bitcoin-Käufer verhielt sich zu Beginn spekulativ, kaufte also wegen zunehmend steigender Preise. Der eigentliche Nutzen liegt wie erklärt jedoch im Bezahlen - weltweit, annähernd gebührenfrei und innerhalb von Sekunden.
Spekulation, Blase und soliderer Preis
Gerade beobachten wir einen länger anhaltenden Preisrückgang, der wohl mehrere verschiedene Gründe hat:
Zum einen gab es Hackerangriffe und Diebstahl bei bei den bekannten Seiten MtGox und MyBitcoin, die das kurzfristige Interesse und damit auch den Bitcoin-Preis gedrückt haben. Dabei handelte es sich jedoch um Sicherheitsprobleme der jeweiligen Unternehmen und nicht des Bitcoin-Systems selbst. Doch da die Bitcoin-Wirtschaft noch klein ist, kann der Preis derzeit noch durch Probleme einzelner, wichtiger Marktteilnehmer beeinflußt werden.
In der ersten Jahreshälfte war der Preis sehr schnell gestiegen von wenigen Cent bis fast 30,- US-Dollar für einen Bitcoin. Der steigende Preis erzeugte Aufmerksamkeit in der Presse und beflügelte weiter die Bildung einer Preisblase.
Insgesamt sehe ich den Preisrückgang für Bitcoin als gesund an, da geschätzt wird, daß die bisherigen tatsächlichen Bezahlvorgänge für Waren und Dienstleistungen im Bitcoinsystem noch ziemlich weit hinter den Transaktionen für Spekulationskäufe und -verkäufe zurück bleiben. Weniger Spekulation bedeutet aber einen stabileren Preis auf lange Sicht. Mit mehr und mehr Firmen, die Bitcoins annehmen, wird der Preis ebenfalls weniger starken Schwankungen unterliegen und sich auf ein bestimmtes Niveau einpendeln.
Es kommt darauf an, den Nutzen und Wert von Bitcoins zu erkennen. Besonders für Anbieter, die schon jetzt das Internet zum Verkauf nutzen, haben hier Möglichkeiten, sicher, schnell, gebührenfrei und unwiderruflich Geld einzunehmen. Wer nicht auf steigende oder fallende Preise spekulieren will tauscht die Bitcoins nach dem Erhalten einfach gegen andere Güter, Werte oder Staatsgeld.
Kommentare
Bitcoins
Ich finde diese Bitcoins einfach komisch.
Es ist doch dumm, sein Geld in etwas überhaupt nicht bestehendes zu stecken. Und wenn dann Jemand sogar sein ganzes Vermögen (stand am 20. Sept. in der Zeitung) in so etwas umtauscht, dann ist das mehr als *plem, plem* (schwezier-deutscher Ausdruck für Blöd, Dumm usw.)
Wer macht das schon! (Ich nicht!!)
Grandioser Kommentar
Super, genau solches Denken hilft weiter: Einfach und gradlinig. Ich stimme mit der Ansicht überein. Doch es läßt sich dann noch weiterdenken, und ab dann wird es erst interessant. Ich komme noch darauf zurück.
Gruß
Marco
Deine Dummheit
Niemand hat Dich gefragt, ob Du es auch machen würdest.
Wenn Du einen Kommentar zum ARTIKEL selbst abgeben möchtest, dann tu es. Aber hier Deine Dummheit zur Schau stellen und öffentlich zeigen, daß Du das Prinzip NICHT verstanden hast, interessiert hier niemanden!
Ausdrucksweise
Hallo, ich möchte hier in den Kommentaren konstruktiven Austausch und keine sinnlosen Beschimpfungen. Das gilt hier als Warnung, in Zukunft lösche ich solche Einträge.
Hallo Marco, erst einmal ein
Hallo Marco,
erst einmal ein dickes Kompliment für die übersichtliche Zusammenfassung der Eigenschaften und Vorteile von Bitcoins, und auch für die Erwähnung der derzeit (noch)bestehenden Nachteile oder Risiken.
Ich beschäftige mich nun erst seit Anfang August mit dem Thema, aber je mehr ich darüber lese und verstehe, deto mehr bin ich davon überzeugt, dass so (oder sehr ähnlich) die Zukunft des weltweiten Zahlungsverkehrs aussehen könnte. Besonders Charmant am System Bitcoin ist meiner Meinung nach die Nicht Manipulierbarkeit des Volumens des Zahlungsmittels Bitcoin und das dezentrale sich selbst verwaltende Netzwerk.
Als problematisch habe ich persönlich den Einstieg empfunden, es ist mir zwar gelungen den Bitcoinclient einzurichten, und auch den GUI-Miner für Windows zum Arbeiten zu bewegen, aber allein die Recherche die nötig war um beides auf einem USB Stick zu betreiben war schon recht kompliziert, hier denke ich dass noch viel Nachholbedarf an einfacher und integrierter Software besteht. Es bleiben sonst viele nicht so "computeraffine" Menschen aussen vor.
Auch die Frage wie sichere ich mein "wallet" gegen Datenverlust oder Schadsoftware schütze sollte einfacher handhabbar werden, es könnte sonst passieren, dass viele der ja nur begrenzt verfügbaren Bitcoins einfach auf nimmerwiedersehen verschwinden, könnte mir sogar vorstellen, dass einige Staaten die natürlich eine unabhängige nicht-manipulierbare Währung als Gefahr sehen werden genau so etwas versuchen könnten, (China wäre sicherlich rigoros genug dazu... einen speziellen viralen Angriff genau darauf zu designen)
Weiterhin hat die Idee Bitcoin natürlich auch bei den Banken Feinde, denn es gefährdet Pfründe...
Es würde mich also auch nicht wundern, wenn die eine oder andere Bank versuchen könnte größere Mengen Bitcoins nach und nach dem Netzwerk zu entziehen, so dass irgendwann auch die 8-te Nachkommastelle eines Bitcoin so wertvoll ist, dass es nicht mehr handhabbar ist.
Das ist zwar wenig wahrscheinlich, denn dann könnte man einfach neue Netzwerke erschaffen, die dann den Bitcoin ersetzen, es gibt ja bereits einige Nachahmer..., das Vertrauen in die Nachhaltigkeit von Bitcoin wäre aber dennoch beschädigt.
Jeder der also meint die Chancen überwiegen die Risiken, sollte sich Bitcoins zulegen, aber gewahr sein, dass es zur Zeit noch völlig offen ist, in welche Richtung sich das Experiment bewegen wird.
Als Tipp für Alle, die sich den Erfolg von Bitcoin wünschen:
nehmt Teil, und seht es nicht als Spekulationsobjekt, nur wenn das Zirkulieren von Bitcoins als Zahlungsmittel sich etabliert, wird Bitcoin erfolgreich sein, Wenn Ihr Dienstleistungen oder Waren anbietet, dann akzeptiert Bitcoin (Vorausgesetzt dass ihr schlimmstenfalls auch einen Preisverfall von Bitcoin verschmerzen könnt), wenn Ihr sie zum Erwerb von "was auch immer" benutzen könnt, dann tut es, gehortete Bitcoins sind mit Sicherheit ein Hemmschuh für die Verbreitung und die Akzeptanz!
Ich hoffe jedenfalls darauf eine Revoultion des Geldes zu erleben, denn wenn Bitcoin sich halten und etablieren kann, wird es wirklich eine Revolution sein, die die Welt ein wenig oder auch ein wenig mehr verändern wird.
Die Trennung von Staat und Geld ist eine sehr spannende Vision... ich bin gespannt auf die nächsten Jahre!
Perfekte Zusammenfassung
Hallo,
vielen Dank für die gute Zusammenfassung. Genau darum geht es bei Bitcoin: Selbst anzufangen darüber nachzudenken, was Geld ist und wie es funktioniert. Das ist in dem Kommentar schön nachzuvollziehen.
Die Fehler und Schwächen des Bestehenden Denkens über Geld werden dabei automatisch deutlich. Bitcoin zeigt dann praktisch, daß es auch ganz anders funktionieren kann und daß wir in keinster Weise in irgendeiner Sackgasse stecken. "Alternativlos" ist etwas für Unkreative und Verlierer, die sich von solchen Vokabeln beeindrucken lassen.
Ja, daß Bitcoin noch zuwenig benutzerfreundlich ist, ist auch in der Entwicklergemeinde klar. Doch dort wird vorerst weiterhin besonderer Wert auf Sicherheit und Stabilität bei den starken Zuwachsraten der Netzwerkgröße gelegt. Zur "Kosmetik" der Benutzeroberfläche kommt es dann erst später. Deswegen wird die Software auch immer noch als "experimentell" und im Beta-Zustand bezeichnet. Vor zwei Tagen ist gerade erst die Version 0.4 erschienen. Version 1.0 wird dann für den ersten Bitcoin-Client ausgegeben, der mit allem Komfort für Endbenutzer ausgestattet ist.
Vielleicht könntest Du Deine Problemlösungen und Tips kurz beschreiben, dann können wir sie hier veröffentlichen. Die Lösung mit dem USB-Stick interessiert mich auch.
Gruß
Marco
Begrenzung der BTC-Menge??
"Gast" schreibt:
"Besonders Charmant am System Bitcoin ist meiner Meinung nach die Nicht Manipulierbarkeit des Volumens des Zahlungsmittels Bitcoin..."
Das ist auch nach meiner Meinung entscheidend,
weswegen ich mich seit Jahren für eine ersatzlose Abschaffung der Notenbanken ausspreche und die geldtheoretischen Ansichten Marcos voll und ganz billige.
Aber ich frage mich, wie diese Beschränkung der BTC-Menge gewährleistet werden soll?
Ich sehe eigentlich nur die Behauptung, daß eine Ausweitung über 21 Mio BTC angeblich nicht möglich sein soll.
Warum eigentlich nicht? Kann da z.B. nicht jeder den Quellcode (Open Source!) manipulieren?
Und wenn das nicht möglich ist, wer ist dafür verantwortlich, das zu verhindern?
Das müßte dann ja doch wieder so etwas wie eine zentrale Stelle mit für mich derzeit undurchschaubaren Kompetenzen sein.
Re: Begrenzung der BTC-Menge
Stimmt, die Geldmenge ist im Quellcode der Software festgeschrieben. Diese Menge könnte auch geändert werden. Allerdings ist fraglich, wer dazu bereit ist (Verlust von Kaufkraft) und wieso das nötig sein sollte.
Um wirksam zu werden, muß die Software mit der einkodierten erhöhten Bitcoinmenge von der großen Mehrheit heruntergeladen und verwendet werden, damit die Blockkette entsprechend weitergeschrieben wird.
In der Zeit nach dem Erreichen der momentan maximalen BTC-Menge würde es wahrscheinlich zu einer Aufteilung der Blockkette kommen. Die "alten" Programme ignorieren nämlich schlicht solche Blöcke mit den zusätzlich erschaffenen Bitcoins und warten stattdessen auf einen "ehrlichen" Block bzw. errechnen selbst einen. Gleichzeitig würden die neuen Programme die Blöcke der alten ignorieren, weil sie meinen, daß dort jemand nicht am Ende der gültigen Blockkette weiterrechnet.
Es käme dann zwar zu dem Zustand, daß es insgesamt mehr Einheiten mit dem Namen Bitcoin gibt. Doch die "neuen" zusätzlichen Bitcoins werden nur von ebenfalls neuen Clients akzeptiert.
Es kann sich hier jeder selbst entscheiden, ob er eine Geldmengenausweitung befürwortet oder nicht. Das Bitcoinsystem ist nicht festgelegt. Es würde auch mit einer Spaltung der Blockkette weiterlaufen. Wie dann letztendlich das Gesamtverhalten des Systems ist, entscheidet die Mehrheit der Teilnehmer durch ihre Entscheidung für eine Software, und damit ob sich die neue oder die alte Geldmenge durchsetzt.
BTC-Geldmenge
Hallo Marco,
Interessenten an der somit leider auch bei Bitcoins möglichen Geldvermehrung (und der damit notwendig einhergehenden Geldentwertung) gibt es natürlich zuhauf.
Man braucht ja nur mal an die BTC-Schuldner, an die Staaten und Politruks und all die Dummis zu denken, die Nominal- und Realeinkommen nicht unterscheiden können.
Im Falle von Dollars und Euros läuft ein gigantisches Raub- und Betrugsmanöver dieser Art doch gerade mal wieder live vor unseren Augen ab.
Wenngleich Staaten und Politruks im Falle von Bitcoins zunächst mal weniger ausrichten können
- aber bereits durch ihre "normale" Beteiligung am BTC-System noch mehr als genug! -
wird das eigentliche Problem durch das BTC-System also leider nur wenig entschärft, geschweige denn ausgeräumt.
BTC-Schuldner und Habenichtse werden IMMER Interesse an einer Vermehrung/Entwertung haben und diese Möglichkeiten auch bei BTC nutzen.
In der jetzigen Einführungsphase wird die BTC-Menge ja fortlaufend erhöht (und damit tendenziell entwertet).
Ob es möglich gewesen wäre, das von Anfang anders zu machen, wage ich nicht zu beurteilen.
Ich schreibe Ihnen das nur, werter Marco, weil Sie geldtheoretisch mehr Ahnung und Durchblick haben
als die ganze Hurenzunft der "Volkswirte", "Nationalökonomen" und Nobelpreisträger zusammen. :-)
mit dem Gedankenansatz
mit dem Gedankenansatz bitcoin lassen sich Dinge realisieren, wie:
- Abschaffung des Zinseszins
- zeitlich begrenztes "Eigentum" an Geld (eingebautes Verfallsdatum)
Das sehe ich als Chance...
Bitte keinen Gesell-Unsinn hier
nein, bitte keinen Gesell-Unsinn hier. Hier geht es um dezentral organisiertes Bezahlen und Wertaustausch und gerade nicht darum, anderen etwas wegzunehmen oder vorzuschreiben. Gesell ist zu Ende gedacht im Kern genauso totalitär wie das heutige System, weil er eine zentrale Gewalt braucht, die sein Konzept durchsetzt. Hier geht es um das Gegenteil von Totalitarismus, nämlich um Selbstverantwortung.
Jedes Mal wundere ich mich wieder über die bunte Vielfalt der Fantasien und Wahnvorstellungen.
Das beste waren bis jetzt ernstgemeinte Fragen per Email von einem intelligenten Mensch, ob man mit Bitcoins nicht auch einfach ein bedingungsloses Grundeinkommen für jeden "errechnen" könnte...
Eigentlich dürfte bei all dieser "visionären Kraft" gar nicht verwundern, wie es möglich war, Menschen im großen Stil glauben zu machen, wertlose Papierscheine mit dem Aufdruck "Geld" wären tatsächlich etwas wert.
Hallo, was meinst du mit
Hallo, was meinst du mit "Gesell" bzw. "Gesell-Unsinn"?
Gruß
Maik
was ist "Gesell"
Hallo,
der obige Kommentator bringt zwei Punkte ein, die dem Konzept des Schwundgelds von Silvio Gesell entlehnt sind. Bitte dort nachlesen.
Da Schwundgeld ebenso ein zentralisiertes Scheingeld ohne Wert ist wie das heutige staatliche Fiatgeld, führt dieses System ebenfalls unweigerlich zu Fehlentwicklungen. Insbesondere löst es gar nicht die Probleme des bestehenden Geldsystems und dem damit ablaufendem Wirtschaften, welche Gesell zu erkennen meinte. Nämlich aus dem einfachen Grund, da die Denkgrundlage des Gesell-Gebäudes bereits falsch ist und zu kurz greift, nur an Symptomen herumlaboriert: Er geht nicht von tatsächlich vorhandenem Wert aus, sondern legt bereits das falsche Konzept von "Geld" als eine Tatsache zugrunde. Alles folgende kann deswegen auch nur falsch sein.
Echtes Geld muß immer selbst einen Wert haben, alles andere ist der Versuch, aus Nichts etwas Wertvolles zu machen, also Trickserei.
Gruß
Marco
Bitte erklären
Hallo,
"Echtes Geld muß immer selbst einen Wert haben!" - womit begründest du das? Und inwiefern hat ein Haufen Bits mehr Wert als ein Haufen Papier?
Okay, Bitcoins haben mit z. B. Edelmetallen gemeinsam, dass die Menge begrenzt ist, ein marktzerstörender Missbrauch in Gestalt von massenhaftem Gelddrucken (Extrem-Inflation) also nicht möglich ist. Aber selbst Gold hat ja nur einen "gefühlten" Wert (mit Ausnahme einiger - zugegeben wichtiger - industrieller Anwendungen, die bei Bitcoins aber entfallen).
Gerade bei begrenzten "Wertstoffen" wie Gold oder Bitcoin besteht doch die Gefahr des Hortens, d. h., einige Leute entziehen dem Markt größere Mengen, wodurch der Wertstoff teurer wird, dann verkaufen sie ihr Edelmetall (oder ihre Bitcoins) mit Gewinn, und die Preise sacken wieder ab. Wenn das Material zugleich als Geld dient, führt das zu extremen Preisschwankungen im ganzen Markt. Spekulationskatastrophen (die Hauptursache von Finanzkrisen) sind damit leider keineswegs ausgeschlossen. Das war ja die Idee hinter dem Schwundgeld, es durch die mangelnde Lagerfähigkeit immer im Umlauf zu halten.
Bitcoins halte ich für einen hochinteressanten Ansatz, aber für dieses Problem sehe ich da erst mal keine Lösung.
Übrigens muss Schwundgeld nicht unbedingt zentralisiert sein, siehe Rheingold. Da werden zwar die Scheine zentral hergestellt, aber letztlich wird das Rheingold von den Marktteilnehmern selbst emittiert. Es handelt sich de facto um Gutscheine, also Leistungsversprechen. Geld muss immer von Wirtschaftskraft gedeckt sein, um stabil zu funktionieren.
Viele Grüße,
Jörg
Echtes Geld muß immer selbst einen Wert haben, alles andere ist
Ist dies nicht genau bei Bitcoin der Fall. Der einzige Wert besteht in geleisteter Arbeit, die immer wieder unterschiedlich bewertet wird. Momentan ist Bitcoin doch hauptsächlich ein Spekulationsmedium für Hobbyspekulanten die nicht in Aktien investieren, sondern schnell etwas Geld im Kauf und Verkauf einer anfürsich bei den meisten Menschen wertlosen globalen Währung. Was wird den getan? Bitcoins werden an Börsen wie Werte gehandelt. Auf verschiedenen Seiten werden sie nach "Launepreisen" gehandelt und wenn ich mich etwas umsehe und Ahnung von Devisen habe, so kann ich in Stunden eine Menge Geld machen. Es besteht ja überall eine andere Wertbemessung und mit geschickter Verschiebung vom Euro in Dollar, kann ich letzentlich mir wieder Finanzkapital beschaffen. Und schließlich benötige ich dies um meinen Grundbedarf des Lebens zu bestreiten. Weil was kann ich schon groß Kaufen? Drogen und ein wenig Kleinzeug was meist unnötig ist. Also wenn ich wirlich bezahlen will, zählt doch die Staatswährung da bei den extremen Kursschwankungen ich ja nie weiß wieviele Bitcoins ich für einen Artikelgeben soll. Und dann muss es ja noch Abnehmer der Bitcoins geben, die meinen Preis zahlen wollen. Also muss auch Bitcoin einen festen Wert haben und auch noch umfassend aktzeptiert werden, was letzentlich wieder ein Zahlungsmittel daraus macht. Reguliert oder Spekulationsaktie, kommt immer wieder auf Finanzierungsmittel. Also werdet ihr immer an Währungen bemessen und wenn ihr aktzeptiert werdet, dann seit ich auch bloß virtuelles Geld und an Inflation und Sonstigem gebunden. Auch werden wohl die die billig gekauft haben entweder sehr reich oder wenig verlieren. Und die frazösischen Gerichte werden euch das gleiche sagen. Wenn ich etwas gebe und dafür etwas Anderes erhalte, so ist es bezahlen für Leistung. Und was tun/sollen Bitcoins und Geld? Leistung bemessen! Werte schätzen! Das Einzige was bei diesem Modell anders ist, Geld wird wertloser und Bitcoins wertvoller (wenn das Modell nach der Vorstellung funktioniert). Und das ist unaufhaltsam, jemehr diese virtuelle Währung anerkannt und genutzt wird. Also hofft, das eure Kommunitie parallell zum Bitcoin wächst und stagniert. Geld bleibt Geld oder Gleiches gegen Gleiches sonst wird doch wohl wieder der Kapitalismus die wahre Regierung sein.