TradeHill stoppt Bitcoin-Handel

TradeHill LogoDer zweitgrößte Bitcoin-Markt TradeHill stellt seine Handelsaktivitäten ein und gibt alle Kundenguthaben zurück. Eigenen Angaben zufolge führten mehrere gleichzeitige Probleme mit Banken und Zahlungsdienstleistern zu dieser vorläufigen Entscheidung.

  1. Zum einen gab es im Januar Probleme mit dem Konto bei Citibank, da dort keine Überweisungen mehr ankamen (US Wire Deposits and Withdrawals Are Temporarily Suspended - 14.1.2012, UPDATE - new bank accounts online - 17.1.2012).
  2. Darüberhinaus verlor das noch junge Unternehmen etwa 100 000,- USD, nachdem Betrüger ein Schlupfloch beim Zahlungsdienst Dwolla gefunden haben sollen, das es ermöglicht Zahlungen rückgängig zu machen. (TradeHill audit discovers Dwolla transactions ARE reversible!! (Dwolla is being scammed)) Bislang hat Dwolla damit geworben, Dwolla-Guthaben seien wie Bargeld, insbesondere nicht rückforderbar.
    Das wurde jetzt offenbar geändert. Mittlerweile findet sich ein entsprechender Passus in den AGBs von Dwolla.
  3. Ein weiteres Problem betrifft den Zahlungsdienst Paxum, der letzte Woche überraschend bekanntgab, die Zusammenarbeit mit Bitcoin-Handelsmärkten einzustellen (Paxum no longer working with Bitcoin exchanges - 11.2.2012). Nachdem die Zusammenarbeit bereits seit über einem Jahr mit den bekannten Märkten MtGox, TradeHill und BitInstant erfolgreich lief, kam dieser Umschwung sehr unerwartet.

In seiner Bekanntgabe spricht Geschäftsführer Jared Kenna davon, daß alle TradeHill-Mitarbeiter bereits seit Monaten unbezahlt arbeiten, aufgrund der massiven Verluste. Das US-amerikanische Unternehmen will nun rechtliche Schritte gegen den betreffenden Zahlungsdienstleister eingeleitet. Außerdem soll die Zeit ohne Handelsaktivitäten genutzt werden, um sich rechtlich und finanziell besser zu wappnen. So soll eine Lizenz als vollwertiger Zahlungsdienstleister erworben sowie das Kapital aufgestockt werden.

Unterdessen konzentrieren sich die Aktivitäten bei TradeHill auf das hauseigene Projekt bitcoin.com, welches jetzt stärker als zuvor geplant vorangetrieben wird. Ende des Monats soll hier bereits eine neue Dienstleistung bereitgestellt werden. Um was es sich genau handelt, ist noch unklar. Die Schlagworte auf der bestehenden Platzhalterseite lassen auf einen Service schließen, der das Annehmen und Arbeiten mit Bitcoins besonders für Geschäftsinhaber vereinfacht.

Wird Bitcoin durch Banken unterdrückt?

Im Blog "Libertarian News" wird gemutmaßt, daß es sich beim Ausscheren von Paxum um Anweisungen "von oben" handelt (Major Banks and Credit Cards Freaking Out Over Bitcoin – Shut Down TradeHill Exchange). Angeblich hätte Paxum eine Email mit dem Titel "Bitcoin termination" erhalten und die Geschäftspartner des Unternehmens, zu denen neben Banken auch das Kreditkartenunternehmen MasterCard gehört, hätten die Bitcoin-Party beendet.

Es gibt keine stichhaltigen Beweise für die Behauptung, daß ein Block gemeinsamer Interessen (oligarchisches Bankenkartell) hinter dem Vorgang steht. Trotzdem ist es für jeden einsehbar, daß Bitcoin dem vorherrschenden Geld- und Bankensystem auf die Füße tritt. Es ringt ihm "Marktanteile" ab, aus dem einfachen Grund, weil es besser ist - sowohl für Kunden als auch für Unternehmen, da schneller, einfacher, günstiger und privater. Nur die Banken und die dahinterstehenden zentralistischen Kontroll- und Machtinteressen profitieren nicht. Die derzeitigen Verschiebungen sind also in Wirklichkeit "oberflächliche Beben" als Symptome von Vorgängen, die hintergründig und öffentlich unausgesprochen in der Tiefe ablaufen.

Bitcoin vs. Schuldgeld

Gerade weil ein Markt wie TradeHill als Schnittstelle zwischen dem Bitcoin-System und dem etablierten Bankensystem fungiert, zeigen sich hier die Reibungen am deutlichsten. Denn: Bitcoin und das aktuell herrschende Verständnis von Geld und Banken sind im Grunde inkompatibel.

Der Unterschied: Bitcoin funktioniert auf Grundlage eines soliden, ehrlichen Verständnisses von Geld als dezentrales, unkontrolliertes, freies Wertaustauschmittel. Im Gegensatz dazu basiert das aktuelle Geld auf Schulden, Vortäuschung von Wert, verborgene Wertabschöpfung und zentralisierte Machtausübung. Es kommt somit ganz automatisch zu Schwierigkeiten wenn diese beiden grundlegend konträren Ansätze aufeinandertreffen.

Es ist technisch und rechtlich sehr schwierig, im aktuellen Unfeld des Schuldgeldsystems ein Unternehmen wie TradeHill stabil aufzustellen. Viel Intelligenz und auch Geld ist dazu notwendig. Denn es gibt starke Interessen, diese Konkurrenz zu verhindern, die zurecht ihre Pfründe vom Neuankömmling Bitcoin bedroht sehen.

Die bessere Alternative

Bitcoin bietet eine mögliche Antwort zum offensichtlich falsch eingeschlagenen Weg des Schuldgeldes: Ein digitales, völlig automatisiertes Banking-System, das allein die korrekte Funktionsweise der Zahlungsbewegungen abarbeitet. Es kommt ganz ohne Bürotürme, Spiegelfassaden, "Vertrauen", Überwachungsstaat und Bevormundung aus, sondern ermöglicht freie Entfaltung und Selbstverantwortung.

Links

Kommentare

Bild von Gast

Kurze Frage.... kann ich

Kurze Frage.... kann ich Bitcoins z.b. auf Mt.Gox kaufen und sie dann auf Bitcoin.de wieder verkaufen?

Bild von Marco

Bitcoins zwischen Märkten verkaufen

Na klar!
Bitcoins lassen sich für alle Arten von Geschäften einsetzen. Die Märkte sind auch einfach nur normale Teilnehmer im "Spiel".

Bild von Gast123

Transfer zwischen Börsen

... und wie kommen die Bitcoins von meinem MtGox-Depot in mein Wallet oder auf den Markplatz von Bitcoin.de?

Bild von Gast

wie kommen die Bitcoins von

wie kommen die Bitcoins von meinem MtGox-Depot in mein Wallet oder auf den Markplatz von Bitcoin.de?
Die gleiche Frage stellt sich mir auch. Vllt kannst du uns da ja behilflich sein Marco...

Bild von Marco

Re:Bitcoins zwischen Märkten transferieren

Hallo,

ich verstehe das Problem anscheinend nicht. Auf den jeweiligen Märkten gibt es doch einfache Ein- und /Auszahl-Funktionen (Funding/Withdrawal).

Zum Einzahlen per Bitcoin auf das eigene Konto bei einem Handelsmarkt ist wie üblich eine Bitcoin-Adresse nötig. Wo diese genau zu finden ist, bitte beim betreffenden Markt nachlesen/-fragen.

z.B.
MtGox: Funding Options > Add Funds > Bitcoins
Bitcoin.de: MyBitcoin.de > Ein-/Auszahlung > Einzahlung

Um hingegen Bitcoins von einem Markt auszuzahlen, muß bei der entsprechenden Funktion die Empfängeradresse eingegeben werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Empfängeradresse von einer installierten Bitcoin-Software auf dem eigenen Rechner stammt oder ob es sich dabei um die Einzahladresse eines Kontos auf einem anderen Marktplatz handelt - beides ist natürlich gleichermaßen möglich.

Gruß
Marco

Bild von Gast

Tradehill

Wie komme ich an meine Bitcoins, wenn Tradehill nun dicht ist? habe dort 15 Coins liegen und mine seit Wochen ohne davon Wind bekommen zu haben? o.O