'Occupy Wall Street' nimmt Bitcoin

Was seit etwa 3 Wochen in den USA abläuft, ist interessant mitzuverfolgen.
Immer mehr Gruppen sympathisieren die mit den jungen Protestierern und schließen sich an: Berufsverbände, Gewerkschaften, Künstler, Minderheitenorganisationen, usw.

Die Protestierenden erhalten ebenfalls viel Unterstützung von der Bevölkerung. Sie bekommen grundlegende Dinge wie Nahrungsmittel, Decken, Heizungen, Licht, direkte Nachbarn bieten Möglichkeiten zu duschen, ihre Wäsche zu waschen, etc.

Laut der Spendenseite werden neben Sachspenden und Geld auch Bitcoins angenommen:
http://nycga.cc/donate/

Auch ein unabhängiges Medienportal der Proteste - FeedTheProtest.com - nimmt Bitcoins, nachdem die Seite von Paypal ausgeschlossen wurden - diese Praxis des Aussperrens von Unliebsamen ist mittlerweile ja schon bekannt durch den Vorfall um Wikileaks.
http://feedtheprotest.com/node/223

Internet:
http://nycga.cc/ - New York City General Assembly
http://www.occupytogether.org/ - weitere 'Occupy'-Bewegungen in anderen Städten

Direkte Nachrichten vom Ort des Geschehens:
Twitter: http://twitter.com/#!/occupywallstnyc
Video-Livestream: http://www.livestream.com/globalrevolution

Ausdruck des Unbehagens

Die Proteste sind Ausdruck eines tiefensitzenden Unmuts, daß etwas ganz und gar nicht stimmt damit, wie die Welt organisiert ist. Mit einem glühenden Gerechtigkeitssinn sind die überwiegend jungen Menschen bereit, das öffentlich auszudrücken. Bemerkenswert finde ich die breite Übereinstimmung, das Gefühl der Zusammengehörigkeit und die feste Überzeugung, friedlich und gewaltfrei zu bleiben.

Wie wichtig Gewaltfreiheit ist, erklärt ein anonymer Absender in einem sehr interessanten offenen Brief. Dort zeigt er auf, wie die früher aufgekommene Tea-Party-Bewegung unterwandert wurde und wie Mechanismen von Unterdrückung ungewollten, freiheitlichen Denkens funktionieren: In Richtung der Gruppierung werden Strategien eingesetzt wie Ignorieren, Einschüchterung, Bestechung, Vereinnahmung ("feindliche Übernahme" durch Geld und "Verständnis"; vgl. Medienberichte über Sympathiebezeugungen durch Obama und Unternehmen), während über Medien gegenüber der Allgemeinheit ein falsches Bild aufgebaut wird durch anfängliches Totschweigen oder subtile Falschdarstellungen.

http://occupywallst.org/forum/open-letter-and-warning-from-former-tea-partier-to/

Jede Interessengruppierung muß sich über diese Mechanismen innerer und äußerer Gegenkräfte klar sein. Und man muß wissen, daß die Interessengruppierung der Geldtrickser und alle ihre angeschlossenen Helfer und Helfershelfer Meister diesen Metiers ist und über eine ganze Armada an ausgefeilter Kriegstechnik der Meinungsbeeinflussung verfügt.

Kraft und Schwäche des Protestes

Die Kraft, die sich in den Protesten ausdrückt, finde ich sehr wichtig. Die unbefangene Herangehensweise kommt allein aus dem Bauch und hat eine große Anziehungskraft.

Doch was soll passieren? Soll "Wall Street" schließen, die Bänker ihre Beschäftigung aufgeben, eine "gerechtere Welt" vom Himmel fallen? Was würden die Protestierer denn tun? Erwarten Sie, ein Mikrofon und eine Kamera von den etablierten Medien hingehalten zu bekommen und daß "die Welt" ihnen zuhört? Und dann, was würden sie sagen? - Nichts. Sie wüßten nicht weiter.

Es ist die Haltung von einem Protest, der geistig noch nicht über den eigenen Zustand hinausgekommen ist, welcher Teil des bestehenden Problems ist. Man erwartet unterschwellig immer noch Zuwendung vom Gegenüber, dem sog. Gegner - es besteht eine Verstrickung.

Ein echter Protest funktioniert zuerst in der Verweigerung der weiteren eigenen Kollaboration mit dem bestehenden Zustand (der als falsch erkannt wurde). Doch gleichzeitig ist eine positive Bewegung nötig, etwas eigenes voranzubringen und zu verwirklichen. Auf keinen Fall erwartet ein Protest, der funktionieren soll, Zuwendung oder Veränderung auf der Seite des Gegenübers.

Was fehlt?

Was den vorwiegend jungen "Besetzern" fehlt, ist ein größeres Verständnis davon, was sie eigentlich genau wollen.

Declaration of the Occupation of New York City
http://nycga.cc/2011/09/30/declaration-of-the-occupation-of-new-york-city/

(Beachtenswert ist auch die Diskussion darunter. Dort findet bisweilen sogar ein funktionierender Austausch statt.)

Moderator Keith Olbermann liest die Erklärung der Bewegung vor:

Die Beobachtungen in der Deklaration haben alle ihre volle Berechtigung, aber es fehlt an tieferem Verständnis und deswegen auch an passenden Antworten. Es handelt sich bei der Aufzählung nur um Symptome des Systems - ebenso ist das, was mit "Wall Street" verbunden wird, auch nur ein Symptom. Nicht die Börse, die Wirtschaft oder Kapitalismus an sich ist "schlecht". Es sind deren krebsartige Auswüchse, die nur entstehen können durch unvorstellbare Mengen ungedeckten, durch Schulden erzeugten Scheingeldes.

Geldkrise

Die unterliegende Ursache ist und bleibt das betrügerische Geldsystem. In diesem System werden alle Bürger ständig unbemerkt ihrer Leistung bestohlen und mit Schulden beladen. Ein Teil des dadurch akkumulierten Geldes wird wiederum benutzt zur Massenhypnose des "legalen und demokratischen" Verschleierns dieses Umstands. Ein solches System wird jeden noch so idealistischen, positiv gemeinten Ansatz annullieren, erneut vereinnahmen und bis zum Gegenteil seiner einstigen Ideale pervertieren.

Um wirklich etwas zu ändern, muß die Behandlung des Problems an der Wurzel ansetzen, nicht an den zahllosen Symptomen. Es geht nicht um "Politik" (rechts/links), es geht nicht um "Kapitalismus" oder eine bessere Alternative, denn das sind alles nur Kulissen, die die Fädenzieher des Geldsystems nicht weiter berühren. Sich damit aufzuhalten vergeudet unnötig Energie.

Es geht einzig und allein darum, das Betrugssytem zu beenden. Wertloses Papier kann keine echten Werte kaufen! Das ist alles, was es zu verstehen gibt.
Jeder einzelne muß zuerst selbst nachvollziehen, daß es soetwas wie das heutige sog. "Geld" gar nicht gibt. Es gibt nur echte Werte wie Arbeitsleistung und Waren, die gegeneinander getauscht werden können.

Weil das Geldsystem symbiotisch mit dem "großen Staat" zusammenarbeitet und sie sich gegenseitig aufrechterhalten, kann selbst eine neue staatlich kontrollierte Währung, selbst mit voller Golddeckung, keine echte Lösung sein.

Freies Geldsystem

Derzeit hat der Staat ein (rechtlich-gedankliches) Monopol, festzulegen, was Geld ist. Die eigentliche Erzeugung von Scheingeld geschieht unter diesem Schirm dann durch Zentralbanken und "multiple Giralgeldschöpfung".

Ohne ein solches staatlich abgesichertes Monopol auf Falschgelddrucken fällt alles von selbst auf den richtigen Platz zurück. Es kommt zu einer Rückkehr zu echten Werten. Dann kann jeder einzelne selbst entscheiden, was für ihn von Wert ist. Ist es ungedecktes Papiergeld, echtes Geld mit innerem Wert wie Edelmetallmünzen, ist es Bitcoin, sind es andere Zertifikate bzw. Banknoten, die mit Rohstoffen etc. gedeckt sind? Jeder entscheidet selbst. Es könnte in einem freien Geldsytem sogar immer noch Fiatgeld geben (für die die es dann noch wollen), aber es kann keine weltweite Zerstörung mehr anrichten, so wie heute.

Erst wenn das Zusammenleben wieder auf einer stabilen, echten Basis steht, läßt sich weitersehen und darüber nachdenken, wie darauf funktionierende soziale Einrichtungen aufgebaut werden können. Aber eben erst dann.

Bündelung der Kraft

Äußerst wichtig finde ich: Es gibt keine tieferliegenden Unterschiede zwischen den Bewegungen, Tea Party oder OWS, Jugendproteste in Spanien und Kritik am Geldsystem. Der Beweggrund dahinter ist immer ein menschlicher und wohlwollender Antrieb zu einer Verbesserung der Umstände. Nur das Verständnis unterscheidet sich. Auf keinen Fall darf man sich verwirren lassen durch die spaltende Darstellung in den Medien gemäß den überholten Politikschemata.

Der Protest ist nicht einfach "links" - er kommt aus dem Gewissen und dem Bauch. Geldsystemkritik und die Idee freien Geldes ist nicht "rechts", sondern sie kommt ebenfalls aus dem Gewissen, das keine Ruhe findet, bis es nicht durch tieferes, genaues, wissenschaftliches Nachsuchen und Durchdenken notwendiges Verständnis erarbeitet hat.
Aus dem Bauch kommt das Gerechtigkeitsempfinden und der überschäumende Idealismus, aus dem Verständnis kommt der Realitätssinn und die notwendige Klarheit. Beide Teile gehören jedoch zusammen. Erst wenn Bauch und Kopf zusammenarbeiten, können sie echte Wirkung erzielen!

Das Verständnis des falschen Geldsystems braucht diese junge, rebellische Kraft des Protestes. Umgekehrt brauchen die Protestierer solche Inhalte und Verständnis, die sie transportieren können. Beides zusammen hat erst Schlagkraft.

Dieser junge Mann macht es vor:

Ähnliche Proteste werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch nach Europa und Deutschland kommen, bzw. die Anfänge diesen Frühjahrs in Spanien wieder neu entzünden. So richtig ich den Antrieb zu den Protesten finde, es reicht nicht aus, einfach nur gegen etwas zu sein, vor allem wenn es so diffus ist wie "Ungerechtigkeit". Ich finde äußerst wichtig, sich so klar wie möglich Gedanken darüber zu machen, was falsch ist, gegen was vorzugehen ist und welche konkreten Veränderungen erreicht werden sollen.

Links

Wie schon häufiger führe ich die folgenden Seiten an, weil ich sie für sehr hochwertig halte und dort viele weiterführende Links aufgeführt sind, die ich so nicht alle selbst einbinden muß.