Die Bedeutung von Bitcoin
Was ist die Bedeutung einer digitalen Währung, die von vernetzten Rechnern gemeinschaftlich und (mathematisch) gerecht erzeugt, ausgegeben, überwacht und zwischen ihnen ausgetauscht wird? Die eigentliche Bedeutung, im Sinne von Auswirkungen, ist, daß diese Tatsachen radikale Änderungen in unserer Sichtweise ermöglichen. Jeder der Bitcoin selbst ausprobiert, wird einiges erfahren, das er danach nie wieder vergessen kann. Und diese Veränderungen im eigenen Verständnis sind entscheidend.
- Der Vorgang des Bezahlens bekommt ein völlig neues Gefühl, wenn zwischen Zahlungssender und -empfänger spürbar keine Mittelsmänner mehr beteiligt sind und der Betrag weltweit innerhalb von wenigen Minuten ankommt, äußerst sicher und frei von Gebührenzwang.
- Wenn die ersten Bitcoins eingehen und man weiß, daß sich das eigene Guthaben jetzt auf dem eigenen Rechner in einer bestimmten Datei befindet, ist das eine ganz eigene Erfahrung von Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und einer ganz bestimmten Kraft! Das fühlt sich richtig an. Es ist wie eine Wiederentdeckung eigener Freiheit, doch natürlich auch des damit einhergehenden natürlichen Risikos von eigenen Fehlern.
(Hinweis: Sobald es um Geld geht sollte natürlich entsprechend auf Sicherheit geachtet werden: Von den Bitcoin-Dateien werden am besten regelmäßig Sicherheitskopien angelegt, außerdem sollten Vorkehrungen gegen Computerviren und andere Schadsoftware getroffen werden.)
Wem das zu gefährlich erscheint, der benutzt einen Online-Dienst wie http://mybitcoin.com/, der die Bitcoin-Geldbörse und Adressen verwaltet.
- Bitcoin verändert grundlegend das Verständnis davon, was "Geld" ist. (Darauf gehe ich noch genauer in einem eigenen Artikel ein.)
Mit Bitcoin ist Geld nicht mehr etwas, das irgendwie magisch und kaum durchschaubar vom Himmel fällt. Geld ist nicht mehr etwas, das mir jemand von oben gibt bzw. aufdrückt und dessen Regeln, Zwang, Gebührenforderungen und wankelmütige Gunst ich mich unterwerfen muß (wie bei Banken, Kreditkartenunternehmen, Online-Zahlungsdienstleistern, etc.).Sondern ein funktionierendes Zahlungsmittel hängt grundlegend damit zusammen, daß ich als einzelner das betreffende System verstehen kann. Nur wenn ich die Möglichkeit habe, alle Details zu durchschauen und die Einzelheiten offen zutage liegen, kann ich mich dafür oder dagegen entscheiden und muß niemandem blind glauben oder "vertauen" (wie es häufig in der Politik so nebulös heißt - als ginge es darum, daß die Menschen dem Euro/der Regierung/den Wirtschaftsexperten etc. "vertrauen" müßten). Nur wenn ich alle Informationen habe, kann ich als eigenständiger und mündiger Bürger entscheiden und nur so kann eine freiheitliche Gesellschaft und Demokratie funktionieren.
Nachfolgend füge ich die Übersetzung eines Textes ein, der von Gavin Andresen, einem der Hauptentwickler von Bitcoin, am 19. Mai 2011 im Bitcoin-Forum eingebracht wurde und wichtige Punkte enthält (Hervorhebungen von mir) :
Quelle: http://bitcointalk.org/index.php?topic=8940.0
Nachdem es jüngst eine Flut von Interesse der Presse an Bitcoin gab, dachte ich, ich sollte meine Gedanken mitteilen, wie ich Bitcoin gerne eingeordnet sehen möchte. Ich schreibe dies nicht als "Dies ist die offizielle Position der Bitcoin-Organisation" - wie immer erwarte ich von jedem, seine eigenen Ansichten zu haben und sie zum Ausdruck zu bringen.
Ich werde erneut darstellen, was ich als das Ziel des Bitcoin-Projekts sehe: Uns die Kontrolle über unsere Finanzen zurückzugeben durch die Schaffung einer stabilen, sicheren, globalen, "demokratischen" Währung.
Ich denke, Bitcoin als "Revolutionierung des Finanzsystems" darzustellen ist das Ziel - keine radikaleren Standpunkte, die ich gehört habe (wie z.B. "Destabilisieren von Regierungen"). Die meisten Leute mögen entweder ihre Regierungen oder stehen ihr gleichgültig gegenüber (ich weiß, ich weiß, Sheeple und alles das ... laßt uns nicht dort einsteigen). Ich glaube, daß die wenigsten Menschen ein warmer Wonneschauer überläuft, wenn sie an Bänker und Großkonzerne denken; Bitcoin als "das Geld des Volkes" ist die richtige Art davon zu denken.
Des weiteren versuche ich immer realistisch zu sein, wenn ich mit der Presse spreche. Bitcoin ist immer noch ein Experiment, das noch nie zuvor ausprobiert wurde; es besteht immer noch eine Möglichkeit, daß es scheitert, und es gibt noch eine Menge Arbeit zu tun, damit es stabil und sicher wird. Ich bin aufgeregt, weil Bitcoin eine großartige Idee ist, die die Welt zum Besseren verändern könnte, aber mir ist auch klar, daß unser kleines Projekt nur ein Baby ist im Vergleich mit den jahrzehntealten Finanzsystemen, die wir alle jeden Tag nutzen.
Ich denke, es ist wichtig, Erwartungen aufzustellen; ich würde trotzdem noch nicht empfehlen, daß meine Mutter Bitcoin jetzt schon verwendet, weil es nicht einfach genug ist, es sicher zu verwenden. Und der Weg vor uns ist wahrscheinlich holprig; es wird technische Punkte geben, die repariert werden müssen, es wird rechtliche Fragen geben, es wird Preisblasen werden, und es wird Betrügereien geben. Ich sage voraus, daß irgendein Unternehmen Bitcoins für etwas Illegales verwenden wird, daß es geschnappt und bestraft wird, und daß dies öffentlich falsch dargestellt werden wird als "Bitcoin ist illegal."
Ich sagte vor einem Jahr, daß die Schaffung solider Technik nur der erste Schritt war auf einem langen Weg für Bitcoin. Ich bin sehr angenehm überrascht, wie weit das Bitcoin-Projekt in einem Jahr gekommen ist; die Innovations- und Experimentierfreude, das Interesse und die Begeisterung ist fantastisch.
Hier ist ein E-Mail-Austausch, den ich gestern mit einem Reporter führte:
Zitat
Genauer gesagt, stimmen Sie zu oder widersprechen Sie, daß dieses Projekt "gefährlich" ist? Wenn Sie nicht damit übereinstimmen, wie würden Sie die potentielle Bedeutung von Bitcoin in einer zukünftigen Internet-Wirtschaft beschreiben?Neue Technologien sind immer mindestens ein kleines bißchen gefährlich - sie können in der Regel für beiderlei, für Gutes und Schlechtes verwendet werden (man denke an das Schießpulver oder ChatRoulette), und sind sicherlich gefährlich für den Status-quo, den sie ersetzen (man denke an Autos und Fahrpeitschen-Hersteller [ein beliebtes Bsp. in englischsprachiger Wirtschaftslehre: mit dem Aufkommen von Autos brach der Markt für Peitschen ein, und deren Hersteller verschwanden zum allergrößten Teil. Anm. d. A.]).
Bitcoin ist ein wirklich ehrgeiziges Projekt; wir versuchen, den Menschen die Kontrolle über ihr Geld zurückzugeben statt Bürokraten oder Bänkern oder Politikern zu trauen, damit diese es stabil und sicher halten. Es ist international, dezentral und völlig offen für Innovationen, sehr ähnlich wie das Internet. Und wie beim Internet erwarte ich, daß die ersten Jahre voll sein werden von erstaunlichen Erfolgen und spektakulären Fehlschlägen, und ich glaube nicht, daß irgendjemand in der Lage ist, vorherzusagen, was erfolgreich sein wird und was nicht.
Ich glaube, die wirkliche Frage ist, ob Bitcoin die Mehrheit der Menschen ansprechen wird, die zufrieden sind mit unserem derzeitigen Finanzsystems. Wenn dies nicht geschieht, könnte Bitcoin langsam verschwinden oder als eine Nischenwährung enden, die für einen winzigen Prozentsatz der weltweiten Finanz-Transaktionen verwendet wird.
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